In meiner Trainertätigkeit mit Luci Miedler bekam ich in den vergangenen Jahren tiefe Einblicke in unser Spitzentennis und den Tennisverband. Ich kannte das gesamte Büroteam des Verbandes und auch alle ÖTV Verbandstrainer mit allen Jahrgangstrainer. Ich durfte das eine oder andere Gespräch mit Ronny Leitgeb führen, hatte viele Unterhaltungen mit Schilli Schaller und dann mit Clemens Trimmel. Ich lernte auf den Turnieren viele ÖTV Coaches kennen, mit Jürgen Hager, Matthias Schuck, Stefan Schuh, Walter Grobbauer, Petra Russegger, Alfred Tesar, Thomas Weindorfer und viele mehr. 

Was damals schon aufgefallen ist, war der ständige Wechsel von Personen im ÖTV Team. Nicht nur das Team änderte sich in dieser Zeit sondern auch die Rahmenbedingungen im Jugendbereich (zb Anzahl der Kadercoaches, Förderung durch den ÖTV usw.). 

Einige Punkte beim ÖTV haben mir damals sehr sehr gut gefallen, wie zb der U10 Länderkampf (gibt es immer noch), die Entsendung der U12 Spieler nach Bressure (FRA) als Start in die internationale Turnierserie des Tennis Europe. Gut organisiert war grundsätzlich auch noch die Teamcups U14, U16 und U18. Auch das Engagement einiger Leute im Verband war sehr vorbildlich.

Was mir immer gefehlt hat, war der Tennissport insgesamt, beginnt bei der Ausbildung unserer Tennisintruktoren u. Lehrern und Trainern. Nicht nur die Inhalte sind nicht praxisnahe genug und auch die Tatsache das zB die Trainerausbildung "künstlich" hochgehalten wird, anstatt mehr (ausgewählten) Leuten die Ausbildung zukommen zu lassen. Gerade deshalb, weil die Ausbildungskosten vom Unterrichtsministerium getragen werden und eigentlich nicht vom Verband, sollte das gesamte Ausbildungssystem verbessert werden. Vielleicht sollten alle Sportarten eine Basisausbildung absolvieren egal ob Basketball, Fußball od Tischtennis. Leider scheint das in Österreich nicht zu funktionieren, weil jeder seines macht. 

Die Hauptaufgabe des Tennisverbandes sehe ich allerdings (immer noch, schon seit Jahren) im "promoten" unserer Sportart in den Medien, und auch Geld für Spitzensport aber auch Breitensport aufzustellen und vor allem vorhandene Resourcen besser nützen. Des weiteren wäre es sehr hilfreich mit den Landesverbänden einen "Generalplan" zu erstellen, wie flächendeckend in Österreich Spitzentennis praktiziert werden kann (die Südstadt ist einfach viel zu wenig und nicht mehr zeitgemäß). Vergessen darf man nicht, daß die Spitze 100%ig abhängig vom Breitensport ist. Deshalb muß man sehr zeitig die Richtigen Schritte einleiten (Thema Kindergarten u Volksschule)

Nachdem 2015 damit beginnt, daß viele beim Verband aufhören, an der Spitze Ronny und Clemens, ist die Zukunft des ÖTV sehr ungewiß. Leiden könnten nicht nur die Vereine und das Tennis insgesamt, sondern auch unsere Spitzenspieler wie Luci Miedler, Sebastian Ofner oder David Pichler und alle die noch in den nächsten Jahren kommen werden. Wenn man die internationalen Ranglisten betrachtet, (von U14 bis U18) stehen im Spitzentennis in den kommenden Jahren schwere Zeiten bevor. Glücklicherweise gibt es ein paar wenige die uns derzeit "rausreißen" wie der Dominik und der Andi und sicher noch der Jürgen, der so viel fürs Tennis getan hat (auch wenn er nicht immer so "gut" rüberkommt). Bei den Damen wird es noch schwieriger wenn Yvonne aufhört, dann gibt es aktuell niemanden in den Top 100.

Ein italienischer Trainerkollege hat zu mir einmal gesagt "Österreich hat so eine Tradition im Tennis", ich hoffe sie geht im Spitzentennis nicht verloren. Im Freizeittennis und leistungsorientierteren Tennis läuft es sehr gut, der Tennissport ist da recht beliebt und wird auch einiges angeboten und sehr sehr viel gespielt. 

Ich hoffe, die besten Köpfe des Landes tun sich irgendwann einmal zusammen und versuchen den Verband zu modernisieren und zu verbessern. Es sollte dann endlich einmal Schluß mit den ewigen Streiterein sein. Tennis hält eh sehr viel aus, aber es ist jetzt genug.

Ein Prosit Neujahr

Eurer Norbert

Das ist wohl vorbei, Luci und Clemens 2013 beim US Open